Ich mag das Land nicht. Es, für mich, ist ein einziger Acker, nur hie und da durchzogen von einem mal weiß gewesenen Haus, jetzt ganz angeschwärzt – oder einem Baum. Doch Bäume gehören zu anderen Bäumen …
Da sie edel sind. In den Park gehören, einen botanischen Garten vielleicht, in die Stadt gehören oder gern auch in einen Wald. Auf dem Land wirken sie ganz trostlos. Wie Zeugen – aus anderen Welten. Verkümmert. Das Edle, sie können es kaum aufrechterhalten. Sie verschmutzen und verschmutzen, sind am Ende edel nur noch einen Funken.
Und an den Funken … die Blitzer. Sie werden sogar im Radio durchgesagt. Dorfkuhle 17, wieder ein Blitzer – beidseitig. Cool werden auch die Slogans zu den Dreibeinen vorgetragen. Ja, wir helfen heute Mittag gerne wieder an der Gefahr im Verkehr. Der Sender weiß, was eigentlich macht er da. Quote; Geld macht er da.
Tempolimits, sie sind zu was gut. Bis zu ihnen ist sicherer Verkehr wahrscheinlich. Danach regiert Chaos. Und es regiert immer auf unseren Straßen. Im Zug gibt es jetzt Steckdosen und W-LAN.
Es ist auch der Zug, der mich regelmäßig in die Stadt bringt. Der Bus ist es jedenfalls nicht. Nicht außerhalb von Ortschaften fahre ich mit ihm. Da dann nämlich darfst du schneller, als 50 fahren. Es ist so rational nicht. Auch bei einer Geschwindigkeit von 50 kann etwas passieren, zumal ohne Gurt. Außerhalb der Ortschaften sind dann aber alle angeschnallt. Meinen Arsch hieve ich dennoch – in die Züge, statt in solch‘ windschiefe Gefährte mit übermüdeten Fahrern, die ich nicht kenne.
Etwas teuer komme ich in Berlin an, auf der Fahrt noch eine Erzählung von Nike Pina gelesen. Es ist die Stadt mir auch teuer. Berlin, du wolkenverhangener Koloss, trist mit deinen Häuserschluchten, aus den Fenstern scheinen mir manchmal ihre Bewohner zu hängen, sie hangeln sich hangelnd von einem Fenster zum nächsten, hinterlassen vielleicht einen Blumenstrauß auf des Nachbars Balkon, dann erklimmen sie wieder ihren eigenen, oder aber sie baumeln in nicht vorhandener Sonne noch ein wenig herum – Berlin, ich mag dich. Du bist eine dicke Frau, du bist meine dicke Frau!
Was du mir immer spielst, ist Debussy. Der Klang der Städte für mich. Es klingt nicht nur nach Buenos Aires. Es klingt auch Kapstadt so – und – New York. Debussy hat unsere Städte vertont. Gespielt vom Klavier oder ganzen Orchester sind sie hörbar gemacht.
Ich hieve meinen Arsch ins nächste Taxi. Da ich die Öffentlichen wie städtische Wildtiere die Sonne meide. Sie ja laugen dich aus. Mit ihrer Überfüllung tun sie das. Mit ihren Schienenersatzverkehren und generellen Fahrtzeiten auch. Mit Umsteigen mit Taschen, mit Warten, ohne Taschen von Wertsachen frei zu haben. Nö; och. Ich ja schnüre ein Bündel mit Geld für Taxis.
Herr Floß, schön, dass Sie da sind. Ich nehme wie immer ein vorzügliches Hotel. Da ich Betten liebe. Und auch Annehmlichkeiten. Ich mag es auch mal roh! Aber so ist auch schön.
Auf meinen Städtereisen gehe ich immer zu einem Konzert. Und ich gehe wahrscheinlich in eine Bar. Sightseeing lasse ich. Es – dann – gibt Interessanteres.
In den Straßen, die Leute, sie sind leer. Auch das – macht Stadt. Sie alle laufen angeknackst im Moloch umher. Sie laufen durch U-Bahn-Schächte, gereizt, sie laufen vorbei an Spätis, gehetzt, und immer: leer. Berlin, ich liebe dich, und selbst das ein bisschen – paradoxongerahmt allerdings.
Eigentlich negativ seiend, passt es zur generellen Abgerocktheit deiner.
Speziell zumeist, was ich in Städten mache. Dieses Mal geht es zu einer Kupferschmiedin. Sie macht eine Brosche für mich, horrend ist es nicht. Dann ein Dach, die diesmalige Bar.
Ich muss weinen, wenn ich zurück in das Universum der Geflügelausstellungen und Verblödungen komme. Mein Geld, es reicht mir zum Umziehen nicht. Ich habe immer zwar ein gutes Hotel. Doch das auch nur, da essentiell für mich, und auch die Kupferschmiedin so horrend ja eben nicht.
Und jetzt weine ich, lese noch ein bisschen Nike Pina, ein bisschen ja rettet es.